Schloss Temmels: Von der Mosel bis nach Berlin –     nominiert für den Werner-Bonhoff-Preis 2025

Der Fall zeigt, wie Bürokratie Wohnraum verhindert und bundesweit Diskussionen auslöst.

 

Was ursprünglich als lokales Bauprojekt begann, hat mittlerweile bundesweite Aufmerksamkeit erregt. Der jahrelange Streit um das Schloss Temmels ist nicht nur ein Ärgernis für alle, die auf neuen Wohnraum gehofft hatten, sondern inzwischen auch ein Thema in Berlin. Der Werner‑Bonhoff‑Preis - Wider den §§‑Dschungel hat meinen Fall aufgegriffen und als einer von drei Fällen für den Preis nominiert. Das zeigt: Wenn ein Vorhaben trotz Bedarf, Investitionen und jahrelanger Arbeit scheitert, ist das längst kein Einzelfall mehr, sondern ein Problem mit System. 

Die Realität in Temmels bleibt ernüchternd: Mehr als fünf Jahre Planung, eine hohe sechsstellige Summe an Kosten und unzählige Gutachten - und am Ende steht zwar das Haupthaus mit Auflagen genehmigt da, doch die geplanten Wohnungen in den Nebengebäuden sind weiterhin blockiert. Wohnraum, der in Temmels und der Region dringend gebraucht würde, entsteht nicht. Ein Paradebeispiel dafür, wie Bürokratie Chancen zerstören kann.

 

Und doch hat die Diskussion eine neue Ebene erreicht: Mit der Auszeichnung in Berlin wird deutlich, dass solche Fälle nicht länger nur hinter verschlossenen Türen von Bauämtern verhandelt werden dürfen. Sie gehören in die öffentliche Debatte. Denn wenn Kommunen, Investoren und Bürger keine Planungssicherheit haben, wer will

dann noch investieren?

Worum es beim Preis geht

Der Werner‑Bonhoff‑Preis - Wider den §§‑Dschungel wird seit 2006 vergeben. Er zeichnet Menschen aus, die durch ihre Erfahrungen sichtbar machen, wie Bürokratie Vorhaben blockiert oder verhindert. Herzstück ist die „Bürokratie‑Therapie“: eine Sammlung konkreter Fälle, die Missstände aufzeigen und Denkanstöße für Verbesserungen geben sollen. Mit der Nominierung für das Schloss Temmels wurde ein weiterer Beleg geliefert, dass der deutsche Paragraphen‑Dschungel reale Folgen hat - für Projekte, für Gemeinden und für dringend benötigten Wohnraum.

 

Cem Özdemir plädiert bei der Preisverleihung für Bürokratieabbau.

Zwischen Enttäuschung und Hoffnung

Die Nominierung ändert nichts daran, dass hier Wohnungen fehlen. Aber sie sorgt dafür, dass das Problem nicht unter den Teppich gekehrt wird. Gespräche mit der Gemeinde laufen, und vielleicht gibt es noch Wege, eine Lösung zu finden. Klar ist: Wenn ausgerechnet in einer Zeit, in der Wohnraum knapp ist, funktionierende Projekte an Bürokratie scheitern, muss sich etwas ändern.

Trierischer Volksfreund, Dienstag, 30. September 2025
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© Norbert Arnoldy